Im Namen der Bequemlichkeit

Im Namen der Bequemlichkeit

Wir legen sehr großen Wert darauf. Wie kaum einem anderen Volk auf diesem Planeten ist sie uns Deutschen nahezu heilig – unsere Bequemlichkeit. Im Vergleich zu anderen geht es uns doch tatsächlich fast wie im Paradies und doch gibt es – gerade in Deutschland nicht selten – immer noch Leute, die immer noch mehr wollen. Und das möglichst zum Nulltarif.

Doch im schönen Thüringer Wald gibt es ein kleines, bescheidenes Bergvölkchen, das denkt da anders.

Die Wickersdorfer.

Sie haben es natürlich auch gern bequem, das will niemand abstreiten. Aber sie sind im Gegenzug grundsätzlich stets bereit, dafür freilich auch etwas zu tun. Nicht alle im selben Maße, doch ganz ausschließen von dieser Einschätzung kann man, so denke ich, eigentlich niemanden.

So besteht wohl kaum ein Zweifel, dass alle Wickersdorfer ausnahmslos nicht gern auf halb zerfallenen Bänken und an maroden Tischen sitzen. Einen solchen Zustand hatte nämlich im Laufe der Jahre die Sitzgruppe erreicht, die die Wickersdorfer einst vor langer Zeit an ihrem beschaulichen, kleinen Auerhahnshäuschen aufgestellt hatten. An dieser Stelle war es also vorbei mit der Bequemlichkeit und noch dazu stellte das Ganze eben nicht gerade ein besonderes Labsal für das Auge dar. Abhilfe tat also not und im Zusammenspiel der Kräfte konnte diese letztendlich geschaffen werden.

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Dr. Uli Knopf und Bernd Liebner entpuppten sich als zwei der Faktoren, die im Endeffekt daran beteiligt waren.

Am Samstag, den 19. Juni 2021, fuhren sie gemeinsam gegen 09.00 Uhr am Vereinshaus vor, wo eine neue Sitzgruppe, fertig zum Aufbau, bereitstand.

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Auf dem von Bernd mitgebrachten Anhänger, wo sich bereits diverse Arbeitsmaterialien befanden, konnten noch die beiden Bänke aufgeladen werden.

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Die Staplergabel am Traktor stellte sich als nahezu ideales Transportgerät für den Tisch heraus.

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Auf diese Weise machte sich also die neue Sitzgruppe auf den Weg zu ihrem Bestimmungsort. Bernd mit Traktor, Anhänger und Sitzgruppe vorneweg und Uli mit dem Auto hinterher. In dieser Reihenfolge kamen sie, was durchaus Sinn macht, schließlich auch am Auerhahnshäuschen an. Bereit, mit ihrer Arbeit zu beginnen.

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Um Neuem Platz zu machen, muss Altes weichen. Dieser Logik kann wohl jeder folgen. Auch Uli und Bernd waren sich dieses althergebrachten Prinzips bewusst. Deshalb packte Uli aus dem Kofferraum seines PKWs erstmal eine Flex hervor. Mit langen Schrauben in massiven Betonteilen verankert, mussten die alten Möbel zunächst für den Abtransport gelöst werden.

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Die notwendige Betriebsspannung für die erforderlichen Elektrowerkzeuge lieferte das auf dem Anhänger mitgebrachte Notstromaggregat. Und so dauerte es gar nicht lange, bis die alte Sitzgruppe ihren über viele Jahre hin angestammten Standort endgültig verließ. Im Namen der Bequemlichkeit, die die neue Sitzgruppe nun an derselben Stelle wieder zurückbringen sollte.

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Als die 3 neuen Möbel schließlich auf dem ihnen zugedachten Platz standen, bemerkten unsere beiden Handwerker, dass durchweg leider nicht alle 4 Füße gleichzeitig den Boden erreichten. Wodurch ein spürbarer Wackeleffekt hervorgerufen wurde. Welcher freilich nicht beibehalten werden sollte.

Die Verschraubungen der Holzteile einseitig zu lockern, könnte die Lösung des Problems bringen. So ging es Uli und Bernd durch den Kopf. Sie taten es und siehe da – das Problem war gelöst. Alle Beine standen, wie gewünscht und wie es sich gehört, wackelfrei und ordnungsgemäß am Boden.

Um sie nicht gegeneinander verschieben zu können, war vorgesehen, auch sie mit Schrauben fest auf den liegen gebliebenen Betonteilen zu verankern. Wobei die Schrauben allerdings nicht geschraubt, sondern mit Zweikomponentenkleber im Boden befestigt werden sollten. Um ein perfektes Erscheinungsbild zu sichern, wurden akribisch die Entfernungen gemessen, welche zwischen den einzelnen Möbeln einzuhalten waren.

Worauf man dann schließlich genauestens die entsprechend notwendigen Löcher anzeichnete und bohrte.

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Das Ausblasen des Bohrstaubes erachteten unsere Arbeiter als notwendig, damit die bestmögliche Haftung des Klebers in den Bohrlöchern erreicht werden konnte.

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Uli füllte dann, als es schließlich soweit war, den Kleber ein, wonach unsere beiden Handwerksleute gemeinsam die Möbel genau über die Bohrlöcher ausrichteten und die Befestigungsschrauben durch die Füße der Bank- und Tischbeine steckten.

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Anschließend verfugten sie das Ganze noch sauber und schlossen damit ihre Montagearbeiten ab.

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Sie räumten ihr Werkzeug zusammen und zogen, beladen mit der alten Sitzgruppe, vom Ort des Geschehens ab. Nach der Aushärtezeit des Klebers machte sich Uli noch daran, die gelockerten Verschraubungen wieder anzuziehen, womit die gesamte Anlage eine Festigkeit bekam, wie man sie sich nur wünschen kann.

Wenn ich anfangs vom Zusammenspiel der Kräfte sprach, muss ich nun aber natürlich auch noch die Lebensgemeinschaft Wickersdorf erwähnen. Es würde schließlich gar keine Sitzgruppe geben, wenn sie nicht vorher in der Schreinerei der LG zusammengebaut und gleich noch gesponsert worden wäre.

Womit schließlich aber noch eine dritte, ganz wesentliche und treibende Kraft genannt werden muss. Haiko Jakob, dessen Name in den Annalen des Heimatvereins ja öfters Erwähnung findet, wenn es darum geht, Kräfte zu bündeln, schuf auch in diesem Fall die grundlegenden Voraussetzungen, um dieses Projekt verwirklichen zu können. Mein Dank also ihm und allen anderen Beteiligten, auch im Namen derer, die sich jetzt und für eine hoffentlich recht lange Zeit an unserer wunderschönen und bequemen Sitzgruppe erfreuen können.

Heimatverein Wickersdorf e.V.                                                         Eddy Bleyer

Juli 2021

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