Ein wenig Geduld

Ein wenig Geduld

Wenn die dunkle Jahreszeit über unsere Breiten hereinbricht, zünden wir Menschen Lichter an, damit wir beim Verrichten unserer alltäglichen Aufgaben auch etwas sehen. Eine besondere Stellung nehmen dabei aber die Lichter auf unseren Adventskränzen ein. Sie sollen unser Umfeld nicht erhellen, damit wir darin arbeiten können. Sie sollen in unsere Herzen und Seelen hineinleuchten und uns daran erinnern, wie wichtig der Frieden für unser Leben ist.

Wenn nun also diese Zeit heranrückt, will auch unser Heimatverein etwas dafür tun, das Gefühl der Zusammengehörigkeit in den Köpfen der Wickersdorfer zu stärken. Diese Bemühungen stehen, sinnbildlich gesehen, seit schon sehr vielen Jahren auf genau 3 Säulen.

Die erste Säule besteht darin, dass auf unserem Dorfplatz ein Weihnachtsbaum errichtet wird.

Ähnlich wie bei unseren Adventskränzen ist es dabei wichtig, dass ein Weihnachtsbaum mit Kerzen geschmückt wird, die ihn in der Nacht zum Leuchten bringen. Das Amt des Schmückers war, solange ich denken kann, unserem Dorfelektriker Reiner Rosenbusch vorbehalten. Unterstützt durch verschiedene Assistenten, wie seine Frau Anja oder Michel Harbich, verzauberte er unsere Weihnachtsbäume immer wieder in wahre leuchtente Wunderwerke.

Dieses Jahr allerdings hinderte Reiner ein kranker Fuß daran, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Doch es fand sich eine Lösung. Michel Harbich, der langjährige Mitarbeiter und Reiners Bruder Gerd stellten sich der Herausforderung. Kein leichtes Unterfangen, denn die Messlatte lag hoch. Aber Michel und Gerd sind natürlich auch zwei gestandene Männer. Sie erfüllten den Plan ohne Kompromisse. Was die beiden da zuwege brachten, kann sich absolut sehen lassen. Die finanzielle Unterstützung von Andreas Jung, der den Baum bezahlte, soll an dieser Stelle aber ebenfalls dankbar und lobend erwähnt werden. Womit nun der ersten Säule fester Stand verliehen wäre und wir auf die zweite Säule zu sprechen kämen.

Zusammengehörigkeit manifestiert sich freilich nicht nur im Anblick eines prächtigen Weihnachtsbaumes, sondern auch in der Bereitstellung kulinarischer Köstlichkeiten. Und was wäre dazu besser geeignet, als unser Backhaus. Nun kann ein solches Backhaus natürlich alleine gar nichts verrichten, wenn nicht ein gestandenes Team von Bäckerburschen vorhanden ist. Der harte Kern in der Adventsbäckerei bestand da in den letzten Jahren aus Haiko Jakob, Ludwig Patzer, dessen Sohn Johann Friedrich und mir. Während wir den Teig vor Jahren noch ausschließlich aus der Bäckerei Wagner in Saalfeld bezogen, nutzen wir in der jüngeren Vergangenheit für den Brotteig die Talente von Bäcker Andy Taubert aus der Lebensgemeinschaft Wickersdorf. Das hat für uns den großen Vorteil, dass wir unsere Brote bereits abgewogen, geformt und in Gärschüsseln liegend direkt aus der Backstube der LG geliefert bekommen. Und, ich will mal so sagen, es störte uns nicht, als wir das alles noch selbst machen mussten – aber es stört uns auch nicht, dass wir es jetzt nicht mehr selbst machen müssen.

Johann Friedrich Patzer, der schon seit kindlichem Alter unserem Team angehört und dem man dafür bisher sehr gute Leistungen anrechnen kann, konnte an der Adventsbäckerei 2025 nicht teilnehmen, da er aus irgendwelchen Gründen dienstlich verhindert war. Diese dürften, angesichts seiner sich jetzt langsam entwickelnden Jugend, schulischen Charakters gewesen sein.

Nun hätten wir die anstehenden Aufgaben mit Sicherheit auch zu dritt geschafft, Ludwig hatte aber im Vorfeld bereits Ersatz für seinen Junior bestellt.

Ich wunderte – da ich davon nichts wusste – mich also nicht schlecht, dass Knut Trenckner, seines Zeichens Kinder- und Jugendzahnarzt in Saalfeld, mit seinem Sohn Till schon vor dem Backhaus warteten, als ich gegen 07.30 Uhr dort ankam. Ganz unbeleckt vom Bäckerhandwerk sind die beiden ja nicht. Einmal gehörten sie bereits unserer Gemeinschaft an. So vertrieben wir uns erstmal zu dritt die Zeit, bevor etwa halb neun Ludwig mit dem Stollenteig aus Saalfeld zurückkehrte. Kurz darauf erschien schließlich auch Haiko, womit unser Team endgültig vollständig war. Haiko hatte auch seinen großen Audi dabei, der zum Transport von 40 Broten sehr gut geeignet ist. Von da an konnte eigentlich fast nichts mehr schiefgehen. Der Backofen hatte zur rechten Zeit die rechte Temperatur, so dass ein perfektes Backergebnis regelrecht vorprogrammiert war. Und während die Brote im Ofen langsam aber sicher vor sich hin bräunten, bereiteten wir unsere Stollen vor.

Bis die 180° Wunschtemperatur erreicht waren, dauerte es allerdings ein Weilchen. Zum Backen in einem Holzbackofen gehört eben auch ein wenig Geduld. Was uns dann natürlich auch Stollen vom Feinsten bescherte und damit die zweite Säule aufgerichtet war.

Weihnachtliche Musik, vorgetragen vom Posaunenchor Hoheneiche, steht uns auch schon seit vielen Jahren als dritte Säule regelmäßig zur Verfügung. Die verbreitet genau die richtige Stimmung, wenn man sich mit seinen Nachbarn und Freunden zu einem abendlichen Stelldichein auf dem Dorfplatz trifft. Angeregt durch ein Gläschen Glühwein und unterstützt durch die Klänge besinnlicher Lieder wird dann solch ein Treffen zu einem kleinen Fest, bei dem gemütliches und friedliches Miteinander ihre ganz besondere Wirkung entfalten.

Und schließlich der Moment, wo der Baum zum ersten Mal sein buntes Licht über den Platz fallen lässt und mit einem stimmungsvollen AAHH und OOHH von seinen Bewunderern in Empfang genommen wird.

Zu danken ist allen, die aktiv oder als Gäste sich an diesem wunderbaren Abend beteiligten. In der Hoffnung, dass der Frieden uns auch in aller Zukunft erhalten bleibt.

Heimatvereinverein Wickersdorf e.V.                                                                        Eddy Bleyer

Dezember 2025

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