Die Wickersdorfer Bittel waren nochmal wandern

Die Wickersdorfer Bittel waren nochmal wandern

 In diesem Jahr sind die Wanderungen etwas kurz gekommen, da unser Wanderleiter mit Umzugsaktivitäten zu tun hatte. Die Wickersdorfer Wandergruppe wollte sich wenigstens noch einmal im Spätherbst treffen. Am 16. November war es endlich soweit. Das Wetter war im Vorfeld nicht sehr Erfolg versprechend angekündigt worden, sodass Plan B unter Nutzung des Vereinshauses vorbereitet wurde. Aber wider aller Erwartungen ging es bei sonnigem, kühlem Wetter los. Ziele waren 2 neue Bauten bei Arnsgereuth.

13.30 Uhr starteten wir am Vereinshaus zunächst zum Parkplatz in Arnsgereuth, wo der Rest der Truppe schon wartete. Mit 19 Personen war wieder ein stattliches Häuflein zusammengekommen, das sich nun pünktlich in Richtung Eybaer Ebene auf dem Wanderweg „Kneipentour“ in Bewegung setzte.

Nach wenigen Metern sah man bereits den weit aufgeblähten Windsack an der „Windwurmelhütte“, die war vor einiger Zeit wieder in Stand gesetzt und mit Holzschnitzereien versehen worden. Sie machte ihrem Namen alle Ehre, denn eine kalte, steife Brise empfing uns dort.

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Aber für einen Blick zum Kulm hinüber und für ein paar Informationen zur in der Nähe verlaufenden ehemaligen Grenze nahmen wir uns schon die Zeit.  Die Grenze zwischen dem Herzogtum Sachsen – Meiningen und dem Fürstentum Schwarzburg – Rudolstadt trennte hier die Orte Arnsgereuth und Eyba voneinander. Sie kam von der Gartenkuppe herüber entlang des Talberges, kreuzte den Eybaer Weg und verlief weiter hinunter ins Bänkel.

 Weiter führte unser Weg zu der am 20. Oktober 2025 eingeweihten „Bittels Rast“, die kurz hinter der Kuppe steht. Sie wurde innerhalb von 4 Wochen durch Ehrenamtliche aus Arnsgereuth und Eyba sowie den Verantwortlichen für Rad- und Wanderwege der Stadtverwaltung Saalfeld/Saale mit Unterstützung des städtischen Bauhofs errichtet. Besonders verdient gemacht hat sich dabei auch wieder Holzgestalter Dr. Wolfgang Christoph aus Arnsgereuth, dessen Werke inzwischen an vielen Orten in der Arnsgereuther Flur zu finden sind und nun darüber hinaus auch am Eybaer Weg.

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An der Hütte erwarteten uns in alt bewährter Weise schon unsere rückwärtigen Dienste, Gerhild Knopf und Wilhelm Otto, mit der Kaffeetafel und zusätzlichen Sitzgelegenheiten, denn für 19 Personen ist die Kapazität nicht ausreichend. Bevor die Stärkung erfolgte, gab es aber erst wieder ein paar Informationen unseres Wanderleiters.

Woher kommt der Name „Bittel“?  Er könnte auf das hochdeutsche „bitten“ aber auch „beten, flehen“ zurückgehen. Dorfbewohner bezeichneten in früheren Zeiten die Bewohner ihrer Nachbardörfer, vielleicht etwas abwertend, als „Bittel“ – arme Bittsteller. Hier betrifft es natürlich besonders das Verhältnis zwischen den Arnsgereuthern und Eybaern. Aber auch die Wickersdorfer und die Volkmannsdorfer nannten sich gegenseitig „Bittel“.

Die Hütte ersetzt eine einfache Hockerbank, die in die Jahre gekommen war. Sie stand auf ehemaligen, zweckentfremdeten Grenzsteinen. Zu Zeiten der Bodenreform waren sie systematisch beseitigt worden und fanden als Baumaterial an den unterschiedlichsten Stellen Verwendung. Die 3 historischen Steine, auf der die alte Bank ruhte, fanden nun in einem kleinen Lapidarium (Sammlung von Steinwerken) vor der Hütte Platz. Entsprechende Erläuterungen sollen in nächster Zeit noch angebracht werden.

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Nun wurde es aber Zeit für die vorbereitete Stärkung, für die sich jeder ein möglichst windgeschütztes Eckchen suchte.

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Allzu lang war die Rast deshalb nicht mehr. Auf dem gleichen Weg ging es zunächst zurück nach Arnsgereuth. Der Blick führte über den Ort hinweg zum Sendemast, unserem nächsten Ziel.

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Der kurze, steile Anstieg von der Ortsmitte zum Turm hinauf wurde schnell bewältigt. Dort empfing uns wieder eine in den letzten Jahren von ehrenamtlichen Arnsgereuthern errichtete Schutzhütte und ein herrlicher Blick in das Saaletal mit der dominierenden Heidecksburg.

Weiter ging es auf einem Feldweg, einem Stückchen Wittmannsgeuther Straße zurück in Richtung Arnsgereuth und schließlich am Wiesenrand hinab in das Tal der Weißen Sorbitz. Entlang des Baches erreichten wir die in Stand gesetzte Talsperre Elsterschenke, unser zweites Ziel. Im Volksmund ist sie ja besser als „Silbersee“ bekannt. Erst am 4. November 2025 war der Abschluss der Sanierungsarbeiten (1. Bauabschnitt) gefeiert worden.

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Nachdem Eigentumsverhältnisse und Zuständigkeiten ungeklärt waren, befindet sich die Talsperre nun in der Unterhaltungslast des Freistaates Thüringen und entspricht wieder den heutigen technischen Anforderungen. Als einziges natürliches Wasserreservoir auf der Saalfelder Höhe dient sie nicht nur der Landwirtschaft als Viehtränke. Mit Blick auf die steigende Zahl von Waldbränden kommt ihr im Brandfall auch eine bedeutende Funktion bei der Löschwasserbereitstellung zu. Der Waldbrand bei Gösselsdorf hat die Notwendigkeit eines solchen Speichers nochmal nachdrücklich vor Augen geführt.

Im ersten Bauabschnitt wurden folgende Arbeiten ausgeführt: Neubau eines Sickerprismas mit Drainageleitungen, Ertüchtigung und Befestigung des Dammkronenweges, Ersatzneubau des Grundablass-Einlaufbauwerkes, Herstellung einer Dammscharte, Neubau der Hochwasserentlastung mit einer Überlaufkante, Ertüchtigung der wasserseitigen Deckschicht durch Wasserbausteine sowie Neubau einer Wasserentnahmestelle für Feuerwehr, Bauhof, Landwirtschaft usw. Die Kosten belaufen sich auf ca. 1,8 Millionen Euro, davon trägt die Stadt Saalfeld einen Anteil von ca. 200.000 Euro.

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Die Talsperre hat eine Dammhöhe von max. 8,50 m und einen Gesamtstauraum von ca. 43.000 m³.

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In nächster Zeit soll je nach Wasserzufluss die Füllung und Prüfung erfolgen. Ende 2027 wird sie an die Stadt Saalfeld zur Betreibung und Bewirtschaftung übergeben. Erfreulich ist auch, dass gemäß Info-Tafel das Baden auf eigene Gefahr noch zugelassen ist.

Im zweiten Bauabschnitt der Sanierung, voraussichtlich in 2027, erfolgt die Neuordnung des Wege- und Gewässernetzes. Damit wird auch der neue Wanderweg „Silbersee“ weiter ertüchtigt.

Mit diesen Informationen ausgerüstet, ging es den Wanderweg über die Sorbitzquelle und das Bänkel zurück nach Arnsgreuth zu unseren geparkten Fahrzeugen. Nach kurzer Fahrt stärkten wir uns im Ponyhof Lositz, wo uns Burkhard Hessel und Frau schon erwarteten. Mit angeregten Gesprächen endete das Wanderjahr 2025.

U. Knopf

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