Wissen ist Macht

Wissen ist Macht

So lautet eine alte Weisheit, von der ich zum Beispiel noch nicht mal weiß, wie alt sie eigentlich schon ist und wer sie unter welchen Umständen ins Leben gerufen hat. Was ich allerdings weiß, ist, dass diese Weisheit eine tiefgründige Wahrheit in sich birgt, denn Wissen verschafft einem die Möglichkeit, Dinge und Menschen für seinen eigenen Vorteil auszunutzen. Garantiert ist die Macht des Wissens natürlich nicht. Es gibt Leute, die haben ein sehr fundiertes und sogar wertvolles Wissen, können damit aber leider auch nicht wirklich reich und mächtig werden. Einer dieser Menschen ist Dr. Heiko Gebhardt aus Tübingen, der uns am 04. Mai an seinem Wissen teilhaben ließ.

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Bevor es soweit war, musste allerdings noch so einiges erledigt werden. Das Wichtigste war, Brot zu backen. Wir wollten Herrn Gebhardt ja nicht hungern lassen.

Wie es so üblich und natürlich auch notwendig ist, heizte ich am Vorabend schon mal unseren Backofen an. Zum ersten Mal in seiner inzwischen 11-jährigen Existenz nutzte ich Fichtenäste als Brennmaterial, was sich letzten Endes als gar nicht so einfach herausstellte. Wie ich immer wieder feststellen muss, haben die Entwickler unseres Backofens bei seiner Konstruktion offensichtlich ein paar Voraussetzungen für seine Funktion nicht wirklich gut durchdacht.

Genau um Mitternacht traf ich mich noch mit meinen drei Bäckereifachmitarbeitern, Haiko Jakob, Ludwig Patzer und dessen Sohn Johann. Zweck der Zusammenkunft war es, nochmals die Details für das Backen am nächsten Morgen zu bereden. Und so, wie wir es beredeten, fand es dann auch statt.

Johann Patzer hatte mir frühmorgens um 04.00 Uhr nochmal geholfen, den Backofen zu kontrollieren und noch ein paar Äste nachzulegen. Dank dieser cleveren Maßnahme gelang es uns, gegen 09.00 Uhr, als wir uns alle wieder am Backhaus trafen, den Ofen auf eine nahezu perfekte Temperatur zu bringen.

Etwa um 10.00 Uhr machten sich dann Haiko und Ludwig auf den Weg, die Brote aus der Backstube der Lebensgemeinschaft zu holen. Bäcker Andi hatte den Teig zubereitet und schon auf 800 g portioniert und in unsere Backschüsseln gefüllt. Uns blieb also nur zu tun, die Brote noch eine Stunde stehenzulassen, damit der Teig ordentlich aufgehen konnte. Anschließend, es muss so gegen 11.00 Uhr gewesen sein, waren die Brote soweit. Zum ersten Mal in seiner Bäckerlaufbahn bekam Johann den Auftrag, sie in den Ofen zu schieben.

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Da ihm, als noch sehr jungen Menschen, doch die Erfahrung noch ein bisschen fehlte, bekam er vorerst die Brote nicht alle in Ofen hinein. Wir lösten das Problem, indem wir die übrig gebliebenen Brote erstmal stehen ließen und sie dann nach einer halben Stunde zum Seitenwechsel als erste gleich in die hinterste Reihe des Bockofens schoben. Dort konnten sie die halbe Stunde Backzeit, die sie am Anfang verloren hatten am Ende in aller Ruhe nachholen. Diese Methode war absolut erfolgreich, wie sich herausstellte. Alle unsere Brote waren perfekt durchgebacken und von einer goldbraun knusprigen Kruste umgeben. So etwas kann man seinen Gästen nicht ganz ohne Stolz anbieten. Butter, Wurst und Käse hatte Haiko bereits im Vorfeld besorgt. Das Brot von Bäcker Andy auf seiner Profimaschine in der LG geschnitten. Die Auswahl an Getränken ließ sicher keine Wünsche offen. Man kann also wohl behaupten, die Versorgungslage war zum Besten geregelt.

Für 19.00 Uhr hatte sich unser Gast angemeldet. Als ich kurz nach 18.00 Uhr am Vereinshaus ankam, hatte er sich auf dem Dreieck bereits mit Haiko bekannt gemacht.

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Haikos Hinweis, dass wir auf dem Dorf „Du“ zueinander sagen, nahm er mit Gelassenheit zur Kenntnis und schloss sich diesem Verfahren bereitwillig an.

Das Fachgebiet von Dr. Gebhardt ist der Borkenkäfer. So lapidar das klingt, ist es allerdings nicht. Hier in Deutschland ist er anerkannterweise der ausgewählte Experte, an dessen Hausnummer wissenschaftliche Arbeiten auf diesem Gebiet nicht vorbeigehen. Seine Vernetzung, was das Wissen über die kleinen Übeltäter angeht, reicht rund um den Globus. Die Grundlagen für diese Arbeit erlangte er durch sein Biologiestudium. Seine Familie ernähren kann er mit dieser Arbeit, so wichtig, anerkannt und gewürdigt sie auch sein mag, allerdings nicht. Das Geld dafür verdient er sich mit seiner bezahlten Anstellung im Gesundheitswesen. Diese führte letztendlich auch zu seiner Bekanntschaft mit dem Leiter der Hallenser Kinderklinik, Dr. Ludwig Patzer. Und, falls sich jemand erinnert – dieser Name wird im Laufe meiner Berichte über den Heimatverein Wickersdorf öfters erwähnt. Genau…!!! Richtig …!!! Er ist einer unserer 4 Bäckerburschen, der damit, aber auch in vielfältig anderer Weise, in unserem Vereinsleben eine durchaus tragende Rolle spielt. In diesem speziellen Fall war er nun derjenige, der uns den Vortrag von Dr. Gebhardt über den Borkenkäfer vermittelte.

Bevor dieser beginnen konnte, war schnell noch das Vereinshaus dem Anlass entsprechend herzurichten.

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Auch die Technik, die Dr. Gebhardt für seinen Vortrag benötigte, musste aufgebaut werden.

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Die alles geschah in relativ kurzer Zeit, so dass, als sich schließlich alle erwarteten Gäste eingefunden hatten, wir beginnen konnten. Wir eröffneten den Abend mit dem Essen, damit die Ausführungen des Vortragenden später nicht durch knurrende Mägen unterbrochen werden sollten. Währenddessen prangte an der Wand bereits das Einleitungsbild zum Vortrag, auf welchem 4 der lustigen Krabbeltiere wie eine mittelalterliche Gauklertruppe dargestellt sind.

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Der Inhalt des Vortrages war schließlich außerordentlich interessant. Allein die Tatsache, dass von den weltweit etwa 6000 bekannten Arten Hunderte hier bei uns heimisch sind, wird die Meisten von uns wohl schon verblüfft haben. Natürlich kam auch zur Sprache, welche Besonderheiten die eine, als „Buchdrucker“ bezeichnete Art, zum Erzfeind unserer Fichtenwälder macht. Sehr beeindruckend fand ich auch den Blick durch ein 3 D – Mikroskop, in dem man winzige Details der kleinen Krabbler sehr gut erkennen kann.

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Am Ende war es ein sehr unterhaltsamer und lehrreicher Abend, wie man sie tatsächlich nicht jeden Tag erlebt.

Heimatverein Wickersdorf e. V.                                                             Eddy Bleyer

Mai 2024                                             Fotos: Steffi Patzer, Haiko Jakob, Eddy Bleyer

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