Nicht gerade typisch

Nicht gerade typisch

Kühles und klares Wetter im Januar ist für unsere Höhendörfer eigentlich keine Seltenheit. Dass die Kühle allerdings nicht mal ganz den Gefrierpunkt erreicht und dass weit und breit keine Spur von Schnee zu finden ist, ist für den Januar in unseren Breiten allerdings nicht gerade typisch. Deshalb war in früheren Jahren der Januar oft der Monat, in dem die berühmt berüchtigten Wickersdorfer Schneefräsenrennen stattfanden. 2019 wurde diese äußerst bemerkenswerte Rennveranstaltung dann erstmals mit dem Wettkampf des Weihnachtsbaumweitwurfes kombiniert. Eine Kombination, die eine Heidengaudi und Körperertüchtigung gleichermaßen realisierte.

Da es aber nun an Schnee fehlte, ließ der 11. Januar 2020 eine solche Kombination nicht zu. Was zu folgenden Überlegungen führte. Das Rennen der Schneefräsen erstmal streichen, für den Weitwurf der Weihnachtsbäume ist man nicht zwingend auf Schnee angewiesen. Also wurden Bürgerinnen und Bürger für 16.30 Uhr zu diesem sportlichen Höhepunkt eingeladen.

Als ich 10 Minuten vorher den Sportplatz erreichte, war noch nicht sehr viel los. Lediglich Bernd Liebner und Gerd Rosenbusch hatten bereits warme Speisen und Getränke bereitet. Statt Bratwurst gab es diesmal Wiener, aber Glühwein und Kinderpunsch entsprachen dem üblichen Angebot. Für ganz harte Kerle standen jedoch auch kalte Getränke bereit.

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Zum festgesetzten Zeitpunkt ließen sich schließlich langsam, aber sicher die ersten Gäste des Events blicken. Doch schon nach einer halben Stunde wurde klar, dass die Teilnehmerzahlen aus den Vorjahren an diesem Tag nicht zu toppen waren.

Dessen ungeachtet rief man schließlich die Athleten an die Startlinie. Einige kräftige Männer aus der Lebensgemeinschaft, aber auch ein paar Ortsansässige beteiligten sich. Selbst eine Frauenmannschaft, bestehend aus 2 Teilnehmerinnen, meldete sich am Start.

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Während die Aktiven um beste Platzierungen rangen, standen im weiten Rund die Zuschauer, welche in schöner Regelmäßigkeit vom Glühwein und den Wienern naschten. Dazu verfolgten sie selbstverständlich gespannt den Kampf um die beliebten Trophäen.

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Die Regeln dieses Kampfes waren indes recht simpel. Den Weihnachtsbaum nehmen und ihn von der Startlinie aus auf irgendeine erdenkliche Weise so weit wie möglich von sich werfen, schleudern oder stoßen. Nur Tragen war nicht erlaubt. Man sah also insofern tatsächlich die kuriosesten Stellagen und seltsamsten Verrenkungen bei dem Versuch, den Baum loszuwerden. Was vom Publikum natürlich mit äußerster Freude beobachtet und mit entsprechendem Applaus belohnt wurde.

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Wenn etwas den Menschen Kurzweil bereitet, gönnen sie sich gern mehr davon, so dass die Kämpfer nach dem ersten Durchgang noch zu einer zweiten Runde ermuntert wurden. Welche dann schließlich die Entscheidung brachte. Die Preisträger wurden freilich in Anerkennung ihrer hervorragenden Leistungen geehrt und standesgemäß ausgezeichnet. Was für die Weihnachtsbäume ihr bevorstehendes Ende bedeutete.

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Es war in der Einladung nämlich schon bekannt gegeben, dass diese nach vollendetem Wettkampf, zu einem Freudenfeuer entflammt werden sollten. Zu diesem Zweck wurden sie von Ralf Barten und seinem Esel zum Lagerfeuerplatz transportiert. Der Esel ist allerdings kein Tier im herkömmlichen Sinne, sondern ein etwas eigenwillig anmutendes motorisiertes Gefährt mit 4 Rädern und einer Ladefläche, das allerdings wie ein Motorrad gesteuert wird. Probleme mit meiner Gerätschaft verhinderten leider, dass ich an diesem Tag ein Beweisfoto anfertigen konnte.

Zu Ungunsten des Freudenfeuers hatten sich nach dem Wettkampf die meisten der Leute wohl vor der Kälte wieder an den heimatlichen Herd zurückgezogen. Es bestand also kaum Hoffnung, dass es von vielen gesehen werden würde. Ein Umsetzen der Versorgungseinheit mit den heißen Getränken lohnte sich insofern nicht.

Nur eine Hand voll Männer hatten sich schließlich auf dem Lagerfeuerplatz eingefunden. Da Bernd und Gerd auf dem Sportplatz noch aufzuräumen hatten, sah es mit der Getränkeversorgung beim Feuer anfangs etwas mau aus. Besonders Ralf wirkte ein bisschen ungeduldig. Mit den Worten, hoffentlich kommt hier bald mal jemand und bringt eine Flasche Bier, machte er darauf aufmerksam.

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Inzwischen hatte der Holzstapel, den irgendjemand mit einer ganzen Menge dünnem, aber grasgrünem Strauchwerk angereichert hatte, seine Mühe, halbwegs vernünftig zu brennen. Zumal der Wind die Flammen immer wieder in die Richtung trieb, wo das bessere Hol lag. Doch mit Geduld und bloßen Händen warfen die Männer das Grünzeug Stück für Stück näher in die Glut, so dass schließlich der Haufen restlos verbrennen konnte.

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Zwischenzeitlich war auch Bernd mit ein paar Flaschen Bier am Platz eingetroffen. So konnte zumindest erst einmal der schlimmste Durst gelöscht werden.

Die Flammen hatten mit der Zeit den stattlichen Holzhaufen zu einem kleinem Häufchen Glut zusammensinken lassen. Bernd lud die Umherstehenden dazu ein, im Feuerwehrhaus in aller Ruhe noch ein Bier zu trinken. Wie sich die Tradition des Weihnachtsbaumweitwurfes in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird, muss nun aber erst einmal abgewartet werden.

Heimatverein Wickersdorf e.V.                                                      Eddy Bleyer

Fotos: Haiko Jakob, Eddy Bleyer

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