Gewiss schon viel Gutes geleistet

Gewiss schon viel Gutes geleistet

Es hat gewiss schon viel Gutes geleistet, doch im November 2019 ist unser Backhaus, man möchte fast sagen, förmlich über sich hinausgewachsen. An drei Wochenenden hintereinander Brot und auch Stollen backen – einen solchen Marathon hatte es in den 6 Jahren seines Bestehens bisher noch nicht zu bestehen. Was in dem Fall natürlich auch für die Mannschaft der Bäcker zutrifft.

Nur am Rande erwähnt sei der erste Durchgang am 09. November. Da hatten Haiko und ich uns bereit erklärt, auf Bitten der Lebensgemeinschaft 30 Brote für deren Martinifest zu backen.

Den Teig dafür bekamen wir fix und fertig in den Formen aus der Bäckerei der LG. Womit uns der nicht unwesentliche Arbeitsgang des Formens erspart blieb. Auf Grund der schon etwas kühlen Witterung, hatten wir den Entschluss getroffen, den Backofen bereits ab Donnerstagabend mit zurückhaltender Feuerung langsam auf Betriebstemperatur zu bringen. Dieses Verfahren, ich kann es hier offen bekennen, führte zum Erfolg. Noch nie zuvor war es uns gelungen, dass unser Ofen in dem Moment, in dem die Brote bereit zum Einschieben im Regal lagen, auch die entsprechende Temperatur hatte. Was dann auch die Voraussetzung dafür war, dass wir unsere Brote pünktlich und in 1A – Qualität in der LG abliefern konnten.

Die gemachten Erfahrungen kamen dann gleich am folgenden Wochenende wieder zur Anwendung. Bereits am Donnerstag heizte ich gegen Abend das erste Mal ein. Der beschriebene Vorgang setzt natürlich voraus, dass im Laufe der Stunden der Backofen immer mal kontrolliert und ein neues Feuerchen entfacht wird. Nachtstunden sind hier einbegriffen. Zweck der Übung ist, dass der Ofen langsam aufgeheizt und nicht unbeabsichtigt stark überhitzt wird. Und bei Bedarf kühlt er sich dann natürlich auch relativ schnell wieder ab. So weit, so gut – eine solche Vorgehensweise kann beim Backen einigen Stress vermeiden helfen. Und es funktionierte auch diesmal.

Der geplante Arbeitsaufwand war am 16. November um einiges höher. 30 Brote und 30 Stollen waren zu backen. Der Teig für das alles musste allerdings erst aus der Bäckerei Wagner in Saalfeld geholt und entsprechend in Form gebracht werden. Die Materialkosten in diesem Fall wurden übrigens rein privat finanziert.

Einer der Sponsoren, Dr. Ludwig Patzer, reiste extra aus Halle an, um selbst Hand anzulegen. Sein Sohn, Johann-Friedrich, hilft auch immer gern mit, wenn bei uns gebacken wird. Mit vier so standhaften Bäckerburschen konnte also eigentlich nichts mehr schiefgehen.

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Während Ludwig und Sohn am Samstagmorgen um 09.00 Uhr delegiert wurden, den Teig beim Bäcker zu holen, starteten Haiko und ich zum Baumarkt, um noch einige wichtige Arbeitsmittel zu besorgen. Und wir hatten Glück.

Die Tatsache, dass wir gleichzeitig in Saalfeld waren, rettete unsere Pläne. Haiko und ich merkten nämlich, glücklich im Baumarkt angekommen, dass wir keinerlei Zahlungsmittel mit uns führten. Wie es im Leben wohl so oft der Fall ist, hatte sich einer auf den anderen verlassen – und waren verlassen. Aber wenn man sich in solch einer Situation auf jemanden verlassen kann, ist es Ludwig. Ein kurzer Anruf genügte und am Ende konnten wir auf einen erfolgreichen Einkauf mit bezahlter Rechnung zurückblicken.

Zurück in Wickersdorf machten wir uns sofort darüber, unsere Brote zu formen. An dieser Stelle muss eingefügt werden, dass wir das zum ersten Mal, seit Haiko und ich in Wickersdorf Brot backen, unter Verwendung unserer eigenen, erst vor wenigen Tagen käuflich erworbenen Brotformen taten.

Mit der Temperatur des Ofens hatten wir, wie gesagt, keine Probleme. Ein kleines Problem bestand eher darin, dass unser Teig durch den Transport im kalten Auto ein wenig unterkühlt war. Und obwohl wir den Broten dann doch noch eine zusätzliche Zeit zum Reifen einräumten, waren sie schließlich nicht ganz so schön aufgegangen, wie wir es uns gewünscht hätten. So blieben die fertig gebackenen Brote vielleicht an Größe ein klein wenig hinter unseren Erwartungen zurück, waren ansonsten aber nahezu perfekt geraten.

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Die Zeit, die die Brote zum Backen brauchten, konnten wir indes nutzen, unseren Stollenteig zu bearbeiten. Schließlich musste auch er erstmal zu Stollen geformt und auf unsere, extra dafür angeschafften, Backbleche gelegt werden.

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Einen herzlichen Dank an dieser Stelle an Dr. Uli Knopf, der die Bleche im Vorfeld einer kompletten Grundreinigung unterzog. Was er dann auch nach dem Backen noch einmal tat.

Die Stollen hatten im Gegensatz zu den Broten nahezu ideale Bedingungen, um aufzugehen. Viel Zeit, da der Backofen nach den Broten um fast 50 Grad herunterkühlen musste. Viel Wärme, da die heißen Brote, die wir im Regal unter die Stollen legten, für zusätzliche Heizleistung sorgten.

Um den Laiben eine kleine Mulde, in die er später seine Butter streichen könnte, zu verpassen, wurden sie von Ludwig mittig mit einem Längsschnitt versehen. Eine Idee, wie sich herausstellte, die genau den gewünschten Effekt erzielte.

Nicht ganz unerwartet bekamen wir, als die Stollen bereits im Ofen bräunten, Besuch von Steffi Patzer. Ihr fiel natürlich sofort auf, dass der Ofen, wenn wir die Stollen herausholen würden, genau die richtige Temperatur für einen Hefekuchen hätte. Gleichzeitig erklärte sie sich bereit, denselben freilich in der verbleibenden Frist zu Hause herzustellen. So war der Beschluss schnell gefasst, nach den Stollen auch noch einen großen runden Hefekuchen in den Backofen zu schieben. Und ich kann mich nicht erinnern, dass wir einen einmal gefassten Beschluss nicht in die Tat umgesetzt hätten. So also auch diesmal.

Noch gar nicht so lange hatten wir die Stollen aus dem Ofen geholt, als wir Steffi und Johann-Friedrich mit dem Kuchen die Straße herunterkommen sahen. Nur zwei Minuten später lag er im Backofen.

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In der Zwischenzeit begannen Ludwig, Haiko und ich mit der Veredlung der Stollen. Ludwig hatte vorsorglich bereits vier Stück Butter zum Schmelzen gebracht. Diese konnte er nun auf die, durch das Einschneiden wunderbar flach geformten Stollenlaibe streichen. Sparsam ging er dabei nicht um und ich hielt mich nicht zurück, die satt gebutterten Stollen mit Puderzucker zu bestreuen. Haiko hatte währenddessen zu tun, den Transport zwischen dem Regal und unserem Arbeitstisch am Laufen zu halten.

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Mit dem Pudern der Stollen neigte sich gegen 14.45 Uhr für mich der erfolgreiche Arbeitstag seinem Ende zu. Weitere wichtige Termine am Nachmittag hielten mich davon zurück, den noch im Ofen steckenden Hefekuchen kosten zu können. Doch so, wie er aussah, schmeckte er sicher auch ganz wunderbar.

Als ich am darauffolgenden Donnerstag die nächste Heizperiode eröffnete, sahen unsere Ziele wieder etwas anders aus. Nur Brot stand auf dem Plan, diesmal aber 60 Stück. Mit Teig aus der Bäckerei Wagner in Saalfeld.

Als Gastbäckerin erwarteten wir eine gute Bekannte meinerseits, die extra aus Zeulenroda anreisen wollte.

Wenn der Kantor der Dresdner Frauenkirche, Matthias Grünert, in Thüringen oder umliegenden Gebieten auf OrgelFahrt geht, begleiten Christine Groer und ich ihn als Team, das Programmhefte an die Konzertbesucher verteilt und nach den Konzerten von denselben Spenden einsammelt. Meine Aktivitäten als Brotbäcker erweckten eines Tages, so ganz genau ist mir das jetzt nicht mehr in Erinnerung, Christines Interesse. Und eigentlich sprach ja nichts dagegen, sie auch einmal Wickersdorfer Backhausluft wittern zu lassen.  Ich lud sie also ein und für diesen 23. November hatte sie nun ihren Besuch angekündigt. Bereitwillig fuhr Haiko gegen 09.00 Uhr allein nach Saalfeld, um den Teig zu holen, damit ich vor Ort Christines Ankunft abwarten konnte. Diese hatte sie für etwa 09.30 Uhr angekündigt und pünktlich wie ein Haftelmacher traf sie auch ein.

An der gegenüberliegenden Seite des Dorfplatzes, da wo am vorhergehenden Tag Kameraden der FFw eine schön gerade gewachsene Fichte als Weihnachtsbaum aufgestellt hatten, regte sich zur gleichen Zeit ebenfalls Leben. Reiner und Michel, die selbsternannten Lämpchenprofis von Wickersdorf, waren für ihr verantwortungsvolles Tagwerk in Stellung gegangen.

Ich nutzte die Gelegenheit, die beiden mit meinem Gast bekannt zu machen, beglückwünschte sie zu dem herrlichen Wetter, wie sie es seit unzähligen Jahren beim Schmücken unseres Weihnachtsbaumes nicht mehr erlebt hatten und machte im gleichen Zuge noch ein paar Beweisfotos.

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Dann hatte ich noch kurz Gelegenheit Christine mit den örtlichen Begebenheiten bekannt zu machen, als Haiko mit dem Teig schon vors Backhaus gefahren kam. Gerade richtig, um gleich mit unserem ehrgeizigen Werk zu beginnen. Eine kurze Unterweisung in der hohen Kunst des Abwiegens von Brotteig versetzte unsere Besucherin in die Lage, sich selbst in den Produktionsprozess mit einzubringen. Mir eröffnete es die Möglichkeit, mich mit dem Bemehlen der Brotformen zu befassen. Nachdem wir uns 2 kg Mehl von Sylvia Harbich geborgt hatten. Die vom letzten Einsatz zurückbehaltenen Reserven reichten, wie wir sehr bald bemerkten, leider nicht aus.

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Ansonsten lief das Prozedere im Folgenden ab, wie seit Jahren erprobt.  Während wir in der Backstube mit dem Fortgang der Dinge recht zufrieden waren, konnten wir beobachten, wie auch die Arbeiten am Fichtenbaum rege Fortschritte machten. Eine kurze, schöpferische Pause nutzte Gerhild Knopf, um den fleißigen Gesellen einen Mocca zu servieren.

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Mit einem Brot aus der ersten Charge und reichlich Wurst verschiedener Sorten wurde auch eine zünftige und nahrhafte Mittagspause eingelegt. Das hatten wir uns zu diesem Zeitpunkt redlich verdient.

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Danach gingen alle wieder, gestärkt vom leckeren Brot, an die Arbeit. Vollendet sollte werden, was ein Jeglicher begonnen hatte. Was natürlich auch geschah. Irgendwann am frühen Nachmittag holten wir den zweiten Einschub Brote aus dem Ofen und Reiner und Michel pappten das letzte Birnchen an den Weihnachtsbaum. Christine hatte inzwischen die Heimreise angetreten und schließlich machten auch wir vorerst Feierabend, um uns für die Feierlichkeiten am späteren Nachmittag erst einmal zu akklimatisieren.

Als ich kurz vor 16.00 Uhr wieder auf dem Dorfplatz ankam, war der hohe Besuch, der sich angekündigt hatte, bereits angereist. Es war unser Bürgermeister, Dr. Steffen Kania, der die Gelegenheit nutzen wollte, samt seiner Frau ein Bad in der Menge zu genießen.

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Es ist bei Politikern ja immer recht beliebt, sich im Verlauf solcher Feierlichkeiten unters Volk zu mischen. Und das Volk sieht es gern, wenn ihre Feiern durch die Präsenz prominenter Persönlichkeiten zusätzlich erleuchtet werden. Wir hatten den Beginn unserer Veranstaltung extra auf 16.00 Uhr vorverlegt, weil Dr. Kania zu späterer Stunde noch anderen wichtigen Terminen nacheilen musste.

Auf dem Sportplatz war indes Bernd Liebner dabei, den Glühweinstand der FFw aufzubauen.

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Gleich daneben, auf unserer Bühne, packten gerade die Musiker des Posaunenchores Hoheneiche ihre Instrumente aus. Mit ihrer Musik sollten sie den festlichen Charakter unserer kleinen Feier untermauern. Was ihnen selbstredend auch sehr gut gelang.

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Früher hatte sich das Ganze immer direkt vor dem Backhaus abgespielt, wodurch meist eine recht derbe Drängelei entstand. Durch die Verlegung auf den Sportplatz ergaben sich ganz andere räumliche Möglichkeiten. Auf dem Platz vor dem Backhaus standen nur noch die Leute, welche sich käuflich mit Brot und Stollen versorgen wollten. Was ja übrigens auch ein zentrales Anliegen der gesamten Veranstaltung darstellte.

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Eröffnet wurde unser geselliger Abend durch eine kurze Ansprache mit Begrüßung von Haiko Jakob. Einen ganz besonderen Willkommensgruß richtete er dabei an unseren Ehrengast, Bürgermeister Dr. Kania. Anschließend übergab er das Regiment an den Posaunenchor.

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Dieser begann auch sofort mit Volks- und Stimmungsliedern für muntere Unterhaltung zu sorgen. Nach dem ersten oder zweiten Titel musste das Programm allerdings noch einmal kurz unterbrochen werden. Haiko war nochmals auf der Bühne erschienen.

Artig entschuldigte er sich dafür, dass er in der Hitze des Gefechts vergessen hatte, des Bürgermeisters Ehegemahlin, Konstanze, ebenfalls zu begrüßen und holte das Versäumte sofort nach.

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Die Geschäfte an der Glühweintheke der Feuerwehr liefen, soweit ich das einschätzen kann, zufriedenstellend. Aus der Distanz beobachtet, riss die Kette an Kundschaft dort kaum einmal ab. Was ich durchaus nachvollziehen kann, denn der Glühwein schmeckte in der Tat vorzüglich. Der Verkauf unserer Backwaren kam zwischenzeitlich kurz ins Stocken. Man muss aber dazu sagen, dass der Handelsplatz von der Festwiese aus nicht besonders gut einsehbar war. Ein bisschen Mund zu Mund – Propaganda brachte den Laden aber wieder in Schwung. Am Ende blieb nichts in den Regalen liegen.

Die Stimmung auf dem Sportplatz war unterdessen doch ganz ausgelassen. Offensichtlich beeilten sich Bernd und Gerd, ihren Glühwein an den Mann zu bringen.

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Was ja, wie oben beschrieben, auch recht gut gelang. Die Eile war durchaus begründet. Die Kameraden der FFw hatten nämlich am selben Abend noch Plätze im Roten Hirsch zum Grünen Wald reserviert, um dort eine kleine Jahresabschlussfeier zu machen.

Mitten hinein ins Geschehen passte dann schließlich auch der Höhepunkt der Veranstaltung. Kaum dass es richtig dunkel wurde, drehte Dorfelektriker Reiner den Strom zum Weihnachtsbaum an. Und wie immer machte die Menge ihrer Begeisterung mit einem langgezogenen Aahh und Oohh Luft. So, wie es in Wido nun mal Sitte ist. Und was den Weihnachtsbaum angeht, erübrigt sich jeder Kommentar. Ein Prachtstück dank tausender von Lämpchen. Da hatten Reiner und Michel wieder ganze Arbeit geleistet. Gekrönt von einem Stern und, dieses Jahr neu, geschmückt von zwei Neonglocken mit roter Schleife, erstrahlte sein Licht über den Dorfplatz.

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Nur kurz allerdings, denn erst ab dem 1. Advent soll er uns dann jeden Abend mit seinem Leuchten an die bevorstehende Weihnachtszeit erinnern.

Heimatverein Wickersdorf e.V.                                                      Eddy Bleyer

Fotos: Haiko Jakob, Ludwig Patzer, Eddy Bleyer                       Beitragsbild: Konstanze Kania

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