Extra deshalb dazu gebeten

Extra deshalb dazu gebeten

Wirklich rosig sahen Ulis Prognosen nicht aus, als ich ihn am Mittwoch fragte, wie die Teilnehmerzahlen für seine Wanderung am Sonntag wohl aussähen. Die Tatsache, dass ich Pfr. Lange aus Reichmannsdorf bereits als Verstärkung hinzugezogen hatte, ließ uns allerdings alle Zweifel in den Wind schlagen.

„Wir brauchen mindestens 5 Autos“, tönte es dann völlig überraschend durch den Hörer, als ich mich am Sonntag, dem 25. 08., früh schließlich nochmal nach dem Fortgang der Dinge erkundigen wollte. Wie die Aufteilung der gemeldeten Teilnehmer auf die einzelnen Fahrzeuge sinnvoll zu realisieren wäre, stand im Großen und Ganzen auch schon fest. Die Sache hatte sich also ausgesprochen positiv entwickelt und wir konnten uns auf eine lehrreiche, wie auch unterhaltsame Wanderung freuen.

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Die Erwartungen wurden noch übertroffen. Als ich mit meinen Nachbarsleuten, der Familie Kahle, auf dem Dreieck ankam, standen in sauberen Zweierreihen bereits 6 Fahrzeuge startklar und bereit. Eine recht ansehnliche Schar von Leuten darum herum. Ich zählte nicht durch, dazu war mir die Lage zu unübersichtlich, um die 20 Personen müssten es aber auf jeden Fall gewesen sein. Nicht zu vergessen, kam dazu noch ein Hund. Er ist uns übrigens, wie das Sprichwort so schön sagt, auf vielen unserer Wanderungen ein treuer Begleiter.

Pünktlich um 14.00 Uhr, so war es beschlossen, wollten wir starten. Nach kurzer Lagebesprechung konnten wir diesen Punkt mit einer absolut geringfügigen Verspätung erfüllen. Da unser Zeitplan ohnehin nicht sonderlich straff gestaltet war, ergaben sich daraus keinerlei Probleme. Unsere Ankunft auf dem Parkplatz am Reichmannsdorfer Sportplatz lag nach etwa fünfminütiger Fahrzeit also völlig im Rahmen unserer Absichten.

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Nachdem wir eingetroffen waren, bot sich die Gelegenheit, noch einmal kurz durchzuatmen und sich seiner Wegzehrung zu bemächtigen. Wenn man welche dabeihatte. Sodann stellten wir umgehend fest, dass Pfr. Lange ebenfalls bereits an Ort und Stelle war. Ein paar Meter weiter den Weg entlang wartete er schon auf uns.

Mit wenigen Schritten hatten wir ihn erreicht. Für Uli der rechte Zeitpunkt, die Teilnehmer an unserer Wanderung offiziell zu begrüßen.

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Allen, die bislang nicht das Vergnügen von Pfr. Langes Bekanntschaft hatten, wurde dieser kurz vorgestellt. An dieser Stelle gab dann Uli gleich die Leitung der Veranstaltung ab, um diese unserem Gast zu überlassen. Als Ansässiger mit ausgeprägten Orts- und Geschichtskenntnissen war dieser ja für diesen Posten geradezu prädestiniert und eigentlich auch extra deshalb dazu gebeten worden.

Alsdann ließ Pfr. Lange sich nicht lange bitten und nahm sich die Freiheit, uns mit einem kurzen Vorwort auf das zu Erwartende einzustimmen. Gleichzeitig gab er damit ein kaum anfechtbares Beispiel dafür ab, dass ein kurzes Vorwort nicht zwingend schon nach kurzer Zeit sein Ende finden muss. Und gab dabei vor allem denen, die bisher nicht die Gelegenheit hatten, die Gelegenheit, ihn gleich von seiner besten Seite kennen zu lernen.

Der unwiderlegbaren Gesetzmäßigkeit zufolge, dass alles einmal ein Ende hat, hielt auch Pfr. Lange schließlich ein und wies uns an, ihm in Richtung Kirchberg zu folgen. Der Weg dorthin mag einen knappen Kilometer messen – unser Tross setzte sich in Bewegung, ihn zurück zu legen.

Für eine kurze Unterbrechung sorgte Frau Sorger (welch eigentümliches Wortspiel doch in diesem Satze klingt). Im Straßengraben hatte sie eine ganze Reihe Goldröhrlinge entdeckt. Die

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normalerweise mit einer feucht – schleimigen Schicht bedeckten Pilze wiesen aufgrund des viel zu trockenen Wetters zwar dieses besondere Artmerkmal nicht auf, waren ansonsten aber durchaus in Ordnung. Was Frau Sorger veranlasste, sie einzusammeln, um sich bei passender Gelegenheit daraus eine wohlschmeckende Speise zu bereiten.

Nicht weit von der Stelle entfernt, erreichten wir schließlich die Kirchberghütte. Sie ist offensichtlich so etwas Ähnliches wie eine Autobahnraststätte. Sie befindet sich eben nur mitten im Wald und man muss sich sein Essen selber mitbringen. Sicher konnte Pfr. Lange mehr über die Hintergründe und den Zweck des Bauwerks vermitteln.

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Ich indes war dabei, aus der Hütte heraus unsere Gruppe zu fotografieren und verpasste dabei wahrscheinlich wieder mal das Wichtigste.

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Ich bekam gerade noch mit, wie Pfr. Lange Einzelheiten über ein Telefongespräch zum Besten gab, das er am Vormittag aufgrund meiner Abwesenheit mit meiner Frau geführt hatte. Da diese Details jedoch von moralischer Brisanz waren, kann ich sie an dieser Stelle leider nicht weiter veröffentlichen.

Was die Grundmauern der Wallfahrtskapelle Brandiskirchen angeht, ist Pfr. Lange der Spezialist gemeinhin. Sein Wissen über die Zusammenhänge und historischen Vorgänge um dieses beeindruckende, wenn auch kleine Baudenkmal ist unschlagbar.

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Und er gibt es gern an andere weiter. Da erlebten wir ihn in seinem Element. Dass das unscheinbare Gemäuer mit dem Wappen von Köln in unmittelbarem Zusammenhang steht, möchte man kaum glauben. Aber Pfr. Lange hat die Erklärung dafür. Und wie klein die Welt doch tatsächlich immer wieder ist, zeigte sich mir, als Elisabeth Meißner mir plötzlich erklärte, dass sie den Mann, der über Jahre federführend mit der Organisation der Ausgrabungen betraut war, persönlich sehr gut kannte. Aus diesem Grunde war auch sie während dieser Zeit immer recht gut über das Projekt im Bilde. Leider, so resümiert Pfr. Lange, steht es um die Zukunft von Brandiskirchen nicht besonders gut.

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Von Leuten, die für die Erhaltung der Anlage auch mal Hand anzulegen bereit sind, wimmelt es nicht gerade. Wenn sich in dieser Hinsicht nichts ändert, könnte nach Pfr. Langes Überzeugung der Grundriss der kleinen Kirche in gar nicht allzu fernen Zeiten wieder im Waldboden versunken sein.

Nach seinem sehr ausführlichen Referat trennten wir uns von ihm. Den Rest des Rundweges um den Kirchberg wollte er nicht weiter mit uns beschreiten. Dankbar entließen wir ihn und setzten unseren Weg fort. Reich an außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten war der nun eigentlich nicht mehr. Gab allerdings Anlass, sich mit der Klärung anderer Probleme zu befassen. Ein am Wege gefundener Rötelritterling warf die Frage auf, wie sein im Herbst häufig auftretender, kräftig violett gefärbter Artverwandter wohl korrekt bezeichnet wird. Mit Hilfe von Freund Google fanden wir die Antwort. Damit stand natürlich auch fest, wer wieder mal recht behielt. Nähere Ausführungen dazu sind an dieser Stelle allerdings jetzt nicht zwingend notwendig.

Dass Hunde bei warmen Wetter gern mal aus natürlichen Gewässern, und seien es nur Pfützen, etwas Flüssigkeit schlappern, weiß sicher jeder. Wie hilft man seinem durstigen Vierbeiner aber, wenn natürliche Gewässer weit und breit nicht vorhanden sind? Ganz einfach. Einer formt mit seinen Händen den Napf. Der Zweite schüttet Selters hinein. Der Hund weiß dann ganz von allein, was zu tun ist. Zu dumm nur, dass ich versäumte, ein Beweisfoto zu machen.

Fotografisch belegt ist allerdings das schreckliche Ungeheuer, das uns vom Waldrand her auf unserem Rückweg zum Parkplatz anstarrte. Kuno Rosenbusch machte mich darauf aufmerksam. Mit seinen riesigen Glotzaugen hatte es uns fest im Visier. Zuerst waren wir uns nicht ganz einig, ob es sich nun um eine Monsterschlange oder um einen Drachen handelte. Beim genaueren Hinsehen konnten wir dann allerdings feststellen, dass es nur ein umgefallener, modriger Baumstamm war. Seine Ähnlichkeit mit einem Schlangenkopf war, zumindest aus unserer Entfernung, aber tatsächlich verblüffend.

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Nach diesem gefährlichen Abenteuer hatten wir schließlich noch etwa 5 Minuten zu laufen, bis wir unsere Autos wieder erreichten. Da ich mich von dem vermeintlichen Urzeitmonster eine ganze Weile hatte aufhalten lassen, war ein großer Teil des Trupps bereits angekommen. Davon wiederum die meisten versammelten sich um Norbert Langs Wagen, auf dem ich von fern ein buntes Farbengewirr erblickte.

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Kaffeebecher, wie sich herausstellte, die Norbert gut befüllt an seine Mitwanderer verteilte. Welche dies offensichtlich sehr genossen. Doch nicht genug des Guten, war Norberts Freundin Sylvia mit einer Schüssel Kuchen zwischen den Leuten unterwegs, um diese sich daraus bedienen zu lassen. Und wenn Kaffee auch nicht so mein Ding ist, bei dem Kuchen langte ich doch einmal hin. Aber bei dem einen Mal blieb es nicht. So was Leckeres bekommt man nämlich in der Tat nicht alle Tage angeboten. Ein wirklich krönender Abschluss für diese ohnehin sehr schöne und lehrreiche Wanderung war es allemal.

 

Heimatverein Wickersdorf e.V.                                                     Eddy Bleyer

August 2019                                                Fotos: Eddy Bleyer, Ingrid Müller

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