Der Wickersdorfer Heimatverein auf den Spuren der Geschichte

Der Wickersdorfer Heimatverein auf den Spuren der Geschichte

Am Sonntag, dem 13.06.93, versammeln sich auf dem Dreieck eine ganze Anzahl Mitglieder des Heimatvereins, sowie auch einige reiselustige Bürger von Wickersdorf. Um 13.00 Uhr müßte der Bus kommen, der sie nach Singen fahren soll, wo die kleinste Brauerei Deutschlands auf ihren Besuch wartet.

Bei nicht gerade warmen, aber Gott sei Dank trockenem Wetter sind alle pünktlich erschienen, die an dieser Bildungs- und Vergnügungsfahrt teilnehmen wollen. Organisiert wurde das Unternehmen von Walter Munzert und Hans Krabiell. Die Oberschirmherrschaft trägt, wie könnte es anders sein, der Heimatverein Wickersdorf e.V. Dessen oberster Schirmherr ist in diesen Tagen – besagter Hans Krabiell.

Der Bus kommt relativ pünktlich und die ganze Truppe begibt sich also gut gelaunt auf die Reise. In Saalfeld steigt noch Gustl, Mitglied des Geschichts- und Museumsvereins, seines Zeichens Meister der Uhrmacherzunft und Stammtischsitzer mit Walter Munzert, in den Bus.
Die Ankunft in Singen ist ebenso pünktlich wie die Abfahrt aus Wickerdorf.

Nach dem Aussteigen formiert sich die Mannschaft vor dem Bus zum Gruppenfoto.

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Die kurze Wartezeit auf dem Hof der Brauerei wird genutzt, das alte Gemäuer erst mal von außen zu mustern.

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Bald darauf tritt der Braumeister in Begleitung seiner Frau in die Mitte der Wißbegierigen. Der Heimatverein übergibt in Person seines Vorsitzenden ein kleines Präsent und es werden einige Worte herzlicher Begrüßung gewechselt.

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Dann ist es soweit, der Schlüssel dreht sich im Schloß, und im nächsten Moment wird der Blick ins Innere frei.

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In der Braustube steht man dicht gedrängt, denn viel Platz bietet es wahrlich nicht, das Kleinod altdeutscher Braukunst. Besonders interessant finden die drei jüngsten Teilnehmer, Andre Rosenbusch (4 Jahre), Hans Rosenbusch (6 Jahre) und Johannes Bleyer (6 Jahre) die vorsintflutlichen Gerätschaften. Ungeachtet der Enge drängeln sie von einer Ecke in die andere, während der Herr des Hauses glorreiche Worte zu den Versammelten spricht, mit denen er den Unterschied zwischen handwerklichem Bierbrauen und industrieller Bierproduktion zu verdeutlichen sucht. Kaum, daß das Referat beendet ist, füllt Frau Bierbraumeisterin schon die ersten Gläser. Die Verkostung des edlen Gerstensaftes führt zu der Meinung: „Gebrautes Bier schmeckt zwar ziemlich bitter, aber man könnte sich daran gewöhnen.“ So werden denn noch einige Becher geleert, während ein Helfer des Brauers auf dem Hof die von uns mitgebrachten Bratwürste brät. Während so gegessen und getrunken wird, legen sich viele noch einen Vorrat an, indem sie sich von dem dargebotenen Trunke kaufen, was der Brauer vorher in Flaschen abgefüllt hat.

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So vergeht die Zeit, bis man sich endlich verabschiedet, und die Wickersdorfer wieder ihrem Bus zustreben. Dieser steuert ohne Verzug das nächste Ziel, Paulinzella, an. Hier ist ein Besuch der Klosterruine geplant. Ein Ausflug in die Vergangenheit, wenn man bedenkt, dass das Kloster von 1107 an, in mehreren Jahrzehnte dauernden Bauarbeiten, errichtet worden ist. Sieben Dörfer gehörten ihm ganz an und achtzig weitere Ortschaften waren zu Fron- und Zinsleistungen verpflichtet. Kein Wunder also, daß es 1525 durch aufständige Bauern besetzt wurde. Der Verfall begann allerdings erst, als es zur Zeit der Reformation aufgegeben wurde.

In den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts wurde der Zerstörung Einhalt geboten und die verbliebenen Mauerreste renoviert. Seitdem gilt die Klosterruine als beliebtes Ausflugsziel. Die regelmäßigen Konzerte tun das ihre dazu. An diesem Sonntag jedenfalls wandeln auch die Wickersdorfer durch die verfallenen Hallen, durch die der Wind pfeift.

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Wer des Wandelns müde ist, erquickt sich in der benachbarten Gaststätte bei Kaffee und Kuchen, oder wonach ihm sonst der Sinn steht.
Aber auch der schönste Tag geht einmal zu Ende. Man wirft, Abschied nehmend, noch einen Blick auf das wundervolle Fachwerkhaus und schaukelt gemütlich in Richtung Heimat davon.

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Es war ein Tag, an dem man Neues über das Alte erfahren hat und auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz dabei. Als der Bus in Wickersdorf hält, steigt man zufrieden aus – und wenn der Heimatverein das nächste Mal zu reisen einlädt, sind hoffentlich alle wieder dabei.

e.b.