Der Erbschleicher

Der Erbschleicher

Nur wenige Menschen geben sich als solche zu erkennen, wenn sie es sind. Der Gast, den wir am 20. Oktober 2018 zu uns eingeladen hatten, machte jedoch kein Geheimnis daraus, als Erbschleicher aufzutreten.

In seinem Beruf als Dipl. Rechtspfleger kommt Lutz Teetzen womöglich öfters mit derartigen Erscheinungen in Kontakt. Man kann also davon ausgehen, dass er weiß, wovon er spricht.

Sein Besuch bei uns galt allerdings nicht dem Ziel, uns ans Erbe zu gehen, sondern sich auf durchaus spaßige Art und Weise mit dem Thema „Erben“ zu befassen.

Ein Thema, das im wahren Leben durchaus nicht immer lustig zu sein scheint. Durch die Brille des Kabarettisten gesehen, kann es jedoch schon den einen oder anderen Lacher provozieren.

Nahezu pünktlich auf die Minute um 18.00 Uhr begann Herr Teetzen mit seinem Programm. Seine Kulisse, bestehend aus einem roten Tuch von etwa 3m Breite und 2m Höhe, war insofern recht einfach gehalten. Sie beschränkte sich auf die Funktion, die Sicht hinter den Aktionsradius unseres Unterhalters zu verhindern. Gleich mit dem ersten Foto, das ich von unserem Künstler machte, erntete ich seine harsche Kritik. Nach dem Programm würde er gern für Fotos zur Verfügung stehen. Ich gestehe ein, dass ich seinen Einwand am Ende als durchaus berechtigt anerkennen musste.

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Wie ein Testament aufgebaut sein muss, unterliegt einigen Regeln. Zumindest, wenn es den letzten Willen eines Erblassers so regeln soll, wie er selbst sich das vorstellt. Dass dabei kleine Fehler ungeahnt große Wirkungen verursachen können, ist sicher den meisten Menschen bekannt. Unser Erbschleicher zeigte an Beispielen auf, wie Nachlässe unter bestimmten Umständen auch voll nach hinten losgehen können. Natürlich versuchte er im selben Zuge, zu erläutern, wie man Fehler vermeiden kann. Er ließ dabei jedoch klar und unmissverständlich durchblicken, dass es sich bei diesen Dingen um ein kompliziertes und teilweise schwer durchschaubares Metier handelt. Trotzdem waren seine Ausführungen derart ausgelegt, dass sie für Menschen mit einem bestimmten Maß an Grundwissen halbwegs verständlich sein sollten. Die unschuldig naive Denkweise, mit der einige Bewohner der Lebensgemeinschaft ihre Welt beurteilen, war diesem Anspruch offensichtlich wohl teilweise nicht ganz gewachsen. So kam es zu Einlagen, die den Rest des Publikums zum Brüllen brachten… vor Lachen.

Nicht dass es ihm die Sprache verschlagen hätte, aber das eine oder andere Mal wusste unser Erbschleicher nicht so recht, was er auf die Zwischenfragen antworten sollte. Es kann vielleicht sogar sein, dass er am Ende gern selbst einmal von ganzen Herzen mitgelacht hätte. Das ist einem ernst zu nehmenden Erbschleicher aber selbstredend natürlich aufs Strengste untersagt.

Bedauerlich finde ich nur, dass ich mich leider nicht imstande fühle, die betreffenden Bemerkungen hier so niederschmetternd wiederzugeben, wie sie tatsächlich in die Runde platzten. Das Gelächter, das sie in den Stuben meiner Leser hervorrufen würden, kann man sich in der Tat kaum vorstellen.

Nahezu 2 ½ Stunden stellte der Erbschleicher UNSERE Lachmuskeln auf die Probe. Immer wieder unterstützt, wie gesagt, von den anwesenden Bewohnern der Lebensgemeinschaft. Als Herr Teetzen gegen 20.30 Uhr sein Programm abschloss, hatten wir genug. Da war die Zeit tatsächlich reif für einen kleinen Imbiss mit Wienern und Brötchen.

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Mit seinem Auftritt hatte sich unser Erbschleicher freilich eine Einladung zum Abendbrot erschlichen, die er dann ohne Frage auch annahm. Diese humorvolle Rechtsbelehrung war es uns wirklich wert.

Nach dem Essen, so war es auch geplant, rückten dann Die Alten Germanen vor. Allerdings etwas anders als sonst. Üblicherweise wird von ihnen ja ein recht intensiver Schalldruck erwartet. An diesem Abend sollte es aber ein wenig ruhiger zugehen.

Ein Großteil ihrer Anlage war aufgebaut, wie sonst auch. Einen wesentlichen Unterschied gab es allerdings. Das Schlagzeug fehlte. An dessen Stelle hatte Linzi eine Holzkiste gestellt, auf die er sich gleichfalls hinsetzen konnte, und die in Fachkreisen Cajon genannt wird. Auf die Seitenflächen klopft man mit den Händen, was sich dann beinahe wie ein Schlagzeug anhört, aber bei weitem nicht so laut ist. Passt man die übrigen Instrumente nun dieser Lautstärke an, bleibt der Gesamteindruck viel gediegener, als würde man mit einem echten Schlagzeug spielen.

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Dem Publikum, so hatte ich den Eindruck, gefiel das ganz gut. Ich hoffe, dass es ehrlich zu mir war.

Auch die Einlagen, die Michael Unglaub und Biggi Rühenbeck gaben, fanden redlichen Zuspruch bei den Zuhörern. Ebenso die humorigen Beiträge, die Uli Knopf beisteuerte.

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Auf diese Weise riss die Unterhaltung nicht ab. Auch Munzel versuchte sich erfolgreich als Solist und Witzeerzähler. Da Die Alten Germanen für dieses sogenannte unplugged – Programm nur ein ziemlich begrenztes Repertoire vorbereitet hatten, fügten sich alle diese besonderen Einlagen hervorragend in den Gesamtablauf ein.

Mitternacht war allerdings noch nicht ganz heran, als sich die ersten Gäste schließlich auf machten, den Heimweg anzutreten. Lediglich ein paar von den „jüngeren“ Leuten hatten die Ausdauer auf noch ein oder zwei Bierchen. Doch auch für diese nahm der sehr unterhaltsame und vor allem außerordentlich lustige Abend dann später ebenfalls sein Ende.

Heimatverein Wickersdorf e. V.                                                   Eddy Bleyer

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