In Wort und Bild

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Viele Jahre – ich weiß nicht genau, wie viele – ist es schon her, dass ich Franziska Starke auf ihren eigenen Beinen habe gehen sehen. Es war während einer Busfahrt, welch Ironie des Schicksals, des Heimatvereins. Sie war bis dahin ein junges, quirliges Mädchen gewesen, das eine unbeschwerte Kindheit und eine ruhige, frühe Jugendzeit erlebt hatte. An diesem Tage jedoch war sie alles andere als glücklich. Wenige Tage vorher war ihr mitgeteilt worden, dass sie sich nicht einfach, wie die anderen Mädchen in ihrem Alter, gesund weiter entwickeln, sondern dass sie in absehbarer Zeit auf einen Rollstuhl angewiesen sein würde. Als ich sie Tage, oder vielleicht auch ein paar Wochen später wiedersah, versagten ihr ihre Beine bereits den Dienst. Seit dieser Zeit braucht Franzi, wie sie hier im Ort allgemein genannt wird, für ihren Alltag fremde Hilfe.

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Seit 2014 ist sie, samt ihrer Mutter Jutta, Mitglied des Vereins. So gut es geht, versuchen wir den beiden eine möglichst unbeschwerte Teilnahme am Vereinsleben zu ermöglichen. Ganz einfach ist dies aufgrund ihrer besonderen Lebensumstände aber manches Mal nicht. Dennoch, es kommt nicht selten vor, dass wir Franzi und Jutta zu unseren Veranstaltungen begrüßen können. Am Freitag, den 21. April 2017, gestaltete nun Franzi selbst eine solche Veranstaltung.

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In ihrem Buch, das sie „Lebensgezeiten“ nannte, versucht Franzi in Wort und Bild die Probleme, aber auch die Lichtblicke ihres Lebens nach außen zu projizieren. Sie bedient sich dazu selbst verfasster Gedichte, die sie mit, ebenfalls selbst gemachten, Fotos illustriert. Mit der Vorstellung einiger ihrer Werke brachte sie uns ihr Buch nun an diesem Abend etwas näher.

Die Ausdrucksweise ihrer Prosa kommt vielfach auch ohne Reime aus. Sie bedient sich klarer, manchmal sogar recht drastischer Worte. Mit ihnen beschreibt Franzi eindrucksvoll, zwischen welchen emotionalen Schwankungen ihre Gefühle hin und her gerissen werden. Die dazu in Beziehung gestellten Bilder bestärken den vermittelten Eindruck. So entsteht ein Mosaik aus Impressionen, das Franzis Leben mit ihrer Krankheit in all seinen unterschiedlichen Fassetten wiederspiegelt. Es gibt wieder, wie Angst und Verzweiflung aber auch immer wiederkehrende Hoffnung im gegenseitigen Wechsel ihren Alltag prägen. Ich halte es für ein Buch, das man nicht einfach unbeachtet lassen sollte. Zumindest die Teilnehmer an seiner Vorstellung zollen der Autorin großen Respekt und uneingeschränkte Anerkennung für ihr Werk. Ich gehe davon aus, dass alle, die das Buch irgendwann einmal lesen, uns in dieser Einschätzung Recht geben werden.

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Birgit Rühenbeck wohnt in der Lebensgemeinschaft Wickersdorf. Schon seit einigen Jahren ist sie auch Mitglied in unserem Verein.

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Der Wunsch, einmal die Stadt Rom zu besuchen, war für Birgit Rühenbeck viele Jahre so etwas wie ein Lebenstraum.

Er sollte in Erfüllung gehen.

Über das, was Birgit während dieser Reise erlebte, entstanden auch mannigfaltige Fotos. Diese einmal im Rahmen eines Vereinsabends der Öffentlichkeit zu präsentieren, schwebte Birgit schon seit einiger Zeit vor. Gleich im Anschluss an die Buchvorstellung von Franzi Starke sollte sich nun für sie die Gelegenheit dazu ergeben. Auf einem USB-Stick hatte Birgit eine begrenzte Auswahl von Fotos Ihres Aufenthaltes in Rom mitgebracht. Ihrer eigenen Aussage zufolge besitzt sie noch ein paar dicke Bücher, in denen sich ebenfalls Bilder von ihrer Expedition befinden. Auf den mitgebrachten Fotos waren die wahrscheinlich wichtigsten Stationen festgehalten. Das offensichtlich für sie beeindruckendste Erlebnis war dabei wohl der Besuch beim Papst, denn über diesen Tag schwärmte sie in den höchsten Tönen. Aber auch im Übrigen stellte sie mit ihrer Dia-Reihe einige recht anschauliche und beeindruckende Motive der Heiligen Stadt vor. Ihre Zuschauer bedankten sich bei ihr mit einem wohlverdienten Applaus.

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Herzlicher Dank für das gute Gelingen gilt am Ende auch Marc Munzert und Haiko Jakob, die für die technischen Voraussetzungen des Abends sorgten.

Das Buch „Lebensgezeiten“ kann unter der ISBN 978-3-7418-8442-9 natürlich auch im Buchhandel oder bei Amazon erstanden werden.

Heimatverein Wickersdorf e.V.                                                Eddy Bleyer

April 2017

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